Sie sind nicht angemeldet.

Lieber Besucher, herzlich willkommen bei: Spur 1 Gemeinschaftsforum. Falls dies Ihr erster Besuch auf dieser Seite ist, lesen Sie sich bitte die Hilfe durch. Dort wird Ihnen die Bedienung dieser Seite näher erläutert. Darüber hinaus sollten Sie sich registrieren, um alle Funktionen dieser Seite nutzen zu können. Benutzen Sie das Registrierungsformular, um sich zu registrieren oder informieren Sie sich ausführlich über den Registrierungsvorgang. Falls Sie sich bereits zu einem früheren Zeitpunkt registriert haben, können Sie sich hier anmelden.

Magister

unregistriert

1

Dienstag, 14. Juli 2009, 23:15

Ladegut Panzer; hier Manöver-Patinierung

Spur 1-Ladegut Modell-Panzer,
hier: Manöver-Patinierung

Über das Ladegut Panzer wurde bereits in unterschiedlichen Threads geschrieben (z. B. hier: MILITÄR-Fahrzeuge als Ladung/Anlagenzubehör). + (Bastel-Anleitung: Modell-Ketten u. -Stahlseile zur Transportsicherung von Fahrzeugen auf Waggons)

Zuletzt zeigten die „Spur 1-Freunde Nord“ ("Spur 1 - Freunde - Nord" auf der German-Rail 2009 in Neumünster) auf der German Rail 2009 in Neumünster eine beeindruckende Anlage mit vorbildgerechter Rampenausstattung und Panzerverladung (siehe hierzu auch die Foto-Galerie von Manfred Bock).

Verlädt man Panzermodelle, so stellt sich die Frage nach der optischen Vorbildsituation.

Wie sehen verladene Panzer aus, sind sie „sauber“ oder „verdreckt“ oder mit Planenverzurrung eingedeckt?

Nun, alle drei Varianten sind beim Bahntransport zu finden.

Ich möchte dazu ein paar Hinweise aus der Praxis geben. Die Ausführungen zum Patinieren gelten sinngemäß auch für andere Rad- und Ketten-Fahrzeuge, die bei Manövern eingesetzt werden, oder auch für zivile Fahrzeuge, die z. B. auf Baustellen bei Tiefbauarbeiten verkehren!

Offenbar unvermeidliche Anmerkungen:
Wiederum sei gegenüber allzu voreiligen, mehrheitlich ziemlich unwissenden Kritikern betont, dass dieses Thema „Panzer als Ladegut“ einen technisch-historischen bzw. aktuell-realen Eisenbahn-Hintergrund hat. Es ist selbstverständlich weit davon entfernt, etwa Waffensysteme um ihrer selbst Willen zu verherrlichen! Meine persönliche „Panzer-Ambition“ entspringt den geschichtlichen Realitäten der Ost-West-Spannungs-Nachkriegszeit, als die Bundeswehr eine ethisch umfassend zu begründende, ausschließlich der Landesverteidigung im engeren Sinne verpflichtende Aufgabenstellung hatte. Und zu dieser Aufgabenstellung zählte auch der Bahn-Transport von Fahrzeugen aller Art.

Als Modellbahner sollte man sich bei der Wiedergabe dieses Themas entscheiden, was denn konkret modellhaft dargestellt werden soll, z. B.

a) Neuanlieferung von Panzern vom Werk zum Standort:

In diesem Fall sind die Panzer fast blitzblank, oft noch mit Planen abgedeckt. Das bedeutet für die Modellsituation, dass man die Panzer als Fertigmodelle „aus der Schachtel“ oder als Bausatzmodelle „frisch lackiert“ auflädt und transportiert.

b) Transport vom Standort zum Übungsplatz:

Auch in diesem Fall sind die Vorbild-Panzer „sauber“, oft sogar annähernd „blitzblank“, allenfalls mit leichten Gebrauchsspuren/mit etwas Verdreckung, was sich vornehmlich im Kettenbereich zeigt. Man muss dazu berücksichtigen, dass Waffensysteme wie Panzer am Standort tagtäglich sehr penibel gepflegt werden und außerhalb des Übungsterrains durchweg „sauber“ aussehen. Aus meiner aktiven Dienstzeit kenne ich noch den Slogan „PÖM“, was bedeutete: „Putzen“–„Ölen“–„Malen“. Größere Lackschäden oder Roststellen gab es z. B. bei Panzern so gut wie nie oder nur vorübergehend (ausgenommen rostiger Auspuff oder geringfügige Spuren an den Ketten!), denn alles wurde, sobald sich eine Schramme oder Korrosions-Stelle zeigte, sofort ausgebessert, mit „NATO-Oliv“ überpinselt und durch laufende Appelle (= Überprüfungen) optisch-technisch durchgecheckt. Der Technische (Pflege-)Dienst der Soldaten war und ist Tagesgeschäft bei Panzereinheiten. Zur Zeit der 500.000-Mann-Bundeswehr der Siebziger Jahre wurde dieser Dienst auch (manchmal berechtigt) als „Gammeldienst“ bezeichnet.

c) Transport vom Übungsplatz zum Standort:

Soweit nicht auf Truppenübungsplätzen spezielle Waschstraßen (mit Ölabscheidern usw.) vorhanden waren/sind, mussten/müssen die Panzer (teils nur notdürftig mit Wasser abgespritzt) mehr oder weniger verdreckt verladen werden. Diese Vorbildsituation ist für mich die interessanteste, da sie die Möglichkeit bietet, die Modellpanzer so richtig zu versauen ;) – oder gepflegter ausgedrückt: zu patinieren.

Rechts das Modell aus der Schachtel, links mit Patinierung:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1962,106JVW7.jpg][/url]

Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass z. B. die Bordwaffen (MG) niemals richtig verdreckt aussahen, weil sie stets sorgfältig geputzt wurden (sofort nach einer Tümpeldurchfahrt wurde z. B. mit einem Lappen das mit Schmutzspritzern verdreckte MG trocken gewischt).

Zur Vorbild-Optik:

Üblicherweise sind Truppenübungsplätze an Standorten mit lehmigen Sandböden angesiedelt, was bedeutet, dass Schmutz/Staub, der gelblich-beige aussieht, den übenden Panzer bedecken. Bei obligatorischen Wasserdurchquerungen (meist um 1 m tiefe Tümpel) spritzt der Schmutz/Matsch bis auf die Turmabdeckung. Zudem sind die Ketten sowie die Lauf-/Antriebs-Räder immer mehr oder weniger verschmutzt. Da es so gut wie kein Manöver gibt, das regenlos abläuft (ich habe jedenfalls leider keines erlebt), finden sich an Panzern auch typische Dreck-Ablaufspuren als Ergebnis von Sandstaub plus Regenwasser.

Vorbild Leopard-Kampfpanzer der BW bei der Übung in einem (noch trockenen) Heidegelände mit rötlichem Sandboden:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1963,dleouebungPLCLY.jpg][/url]

Leopard an einer Sandgrube:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1964,erif3698G0Z86.jpg][/url]

Zum Patinierverfahren:

Grundsätzlich gibt es (ganz grob unterteilt) zwei unterschiedliche Patinierverfahren:

a) Das Trockenverfahren, wobei (oft nach einem besonderen „Washing“) mit spezieller Kreide, aber auch mit Pigmentfarben u. Ä. gearbeitet wird und später das Modell manchmal noch mit Firniss lackiert wird (damit sich die Trockenfarben nicht abgreifen).

Hierzu existiert eine gut lesbare Anleitung unter http://www.panzer-modell.de (Hinweis: Dazu „Tipps + Tricks“ anklicken und den „Bemalungs-Guide“ - siehe dort die erste Zeile – herunterladen).
Das Trockenverfahren wird von den meisten Profis der Militär-Modellbauszene angewendet und teils extrem akribisch gehandhabt, weil z. B. auf Ausstellungen die Modelle streng bewertet werden. Ziel ist es, solche Modelle fotografisch so festzuhalten, dass sie weitgehend vom Original nicht mehr zu unterscheiden sind. Dazu eignet sich das zeitaufwändige Trockenverfahren sehr gut. Siehe hierzu die Abbildung des Panzermodells (Plastik-Bausatz!) M 41, das im trockenverfahren patiniert wurde.

Beispiel für ein Bausatz-Modell des leichten Spähpanzers M 41 (US), das mit Trockenfarben (Pigmenten) patiniert wurde; man achte auf die Auspuff-Rostfärbung und die Ölflecken!

Zunächst das Vorbild M 41:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1965,c1m41usTFO85.jpg][/url]

Das M 41-Modell, patiniert:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1966,c2m41usdetailtrockenJY53T.jpg][/url]

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1967,c3m41usdetailtrocken1TUTY.jpg][/url]


b) Das Naßverfahren, wozu durchweg (wasserlösliche) Acrylfarben oder lösemittelhaltige Farben (z. B. von Revell und anderen Herstellern) eingesetzt werden. Farb-Auftrag erfolgt alleine oder wechselweise per Airbrush und/oder Pinsel. Dieses Verfahren eignet sich m. E. zur Patinierung naß-verschmutzter Panzer als Ladegut für Spur 1 besonders gut – hat zudem den Vorteil, vergleichsweise preiswert zu sein und geht handwerklich an sich relativ flott vonstatten. Die filigrane Optik des Trockenverfahrens ist damit allerdings nicht oder eher selten zu erreichen.

Meine Praktik:

Ich bevorzuge für Verlademodelle das Naßverfahren mit dem Pinsel. Vorweg möchte ich betonen, dass es weitaus versiertere Patinierer gibt als mich. Ich bin Amateur – meine Ergebnisse sind aber für meine Ansprüche befriedigend.

Doch das Bessere ist der Feind des Guten, womit ich animieren möchte, Verbesserungsvorschläge einzubringen!!

Meine Vorgehensweise ist die Folgende:

1.
Ich nehme gleichzeitig immer mehrere Modelle „in Arbeit“, um eine gewisse Einheitlichkeit der Patinierung zu erreichen. Schließlich sind Panzer einer Einheit auch stets im gleichen Übungsgelände unterwegs und sehen am Ende der Übung entsprechend ähnlich verdreckt aus. Zusätzlich prüfe ich vorsorglich, zum Beispiel am Boden eines Modell, ob die werkseitige Farbe oder das Material Schaden nehmen durch den Auftrag von Lösemittel.

2.
Benutzt werden von mir ausschließlich lösemittelhaltige Pinsel-Farben (u. a. von Revell). Das aber setzt Arbeiten bei frischer Luft voraus, was auch für die richtigen Lichtverhältnisse sorgt.

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1969,111IR74T.jpg][/url]

Dazu ist die warme Jahreszeit geradezu ideal geeignet. Ich nutze als robuste Ablage eine sog. Bau-Schal-Tafel (gibt`s im Baumarkt um die Ecke), die auf zwei Klappböcken liegt.

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1968,101R2BLG.jpg][/url]

Diese Arbeitsplatte lässt sich selbst in Stadtlagen, z. B. auf Balkons, schnell auf-/abbauen und verstauen. Sie ist zudem schadloser „bekleckerbar“ als ein Küchentisch. Ein Vorteil, der auch die „Dame des Hauses“ meist überzeugt!

Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch der Vorsichts-Hinweis:

Ungeschütztes Patinieren unter Einsatz großer Mengen Lösungsmittel in geschlossenen Räumen ist demgegenüber lebensgefährlich – zumal für dabei anwesende kleine Kinder, Hunde, Katzen, Wellensittiche usw. Auch nach dem Patinieren müssen solcherart patinierte Modelle wenigstens 14 Tage an frischer Luft ausdünsten (Garage, Balkon o. Ä.), bevor sie in bewohnte Räume oder den heimischen Keller gelangen dürfen. Wer zu Farb-Allergien neigt, herzkrank ist oder z. B. Lungen- oder Nasenschleimhautprobleme hat, sollte vom Naßverfahren völlig die Finger lassen! Beim Außenarbeiten kann eine Schutzmaske zusätzlich zur wichtigen Umgebungslüftung gute Dienste leisten.

3.
a) Zunächst wird mit Gelb-Beige und großzügigem Verdünnungsmitteleinsatz der komplette Panzer (bei mir sind es vorwiegend Metallmodelle von Minichamps) vom Turm bis zu den Ketten per dickem Pinsel gelblich-beige (sand-erdfarben) „eingeseift“. Etwa so, als wenn es flüssigen Sand regnen würde – alle Partikel verlaufen und bleiben in Laufrichtung ziemlich durchsichtig-fein auf Flächen stehen bzw. setzen sich (gewollt) farblich stärker sichtbar in Ecken usw. ab.

b) Im zweiten Schritt wird mit Schwarz plus viel Verdünnung „nachgewaschen“. Vor allem die Ketten sind dabei (durch weniger stark verdünnte Farbe) von dem nicht vorbildgerechten „Silberschmuck“ zu befreien.

c) Später wird dann (in die noch feuchte Vorfärbung) mit Braun noch nachgearbeitet, um die bereits aufgetragenen gelblichen Schmutzspuren farblich zu ergänzen. Evtl. werden geringfügig Kettenverbindungen und Auspuffrohre leicht mit etwas Flugrost versehen (der setzt sich beim Vorbild an, wenn ein naß-verdreckter Panzer ein paar Tage ohne „PÖM“ auf einem Waggon steht).

d) Schließlich „beäugt“ man das Ergebnis und kann hier und da noch mit Verdünnung zu starke Farbspuren reduzieren oder auch noch fehlende Farbspuren aufbringen.

e) Zur Kontrolle empfiehlt es sich, das Modell noch von allen Seiten (möglichst unter Außen-Tageslichtbedingungen) zu fotografieren und sich das Ergebnis auf dem PC-Bildschirm anzusehen. Dabei entdeckt man durchweg einige Problemzonen beim behandelten Modell, die aber auch noch am nächsten Tag ausgebessert werden können.

Das zu meinem Patinierverfahren; das Ergebnis bei meinen M 48-Panzern (Metallmodelle) der BW zeigen die Abbildungen (es ist aber noch nicht alles zufriedenstellend nachgearbeitet!)!

Vorher - Nachher:
Links der patinierte M 48, rechts das ladenneue Modell (die Panzer sind in Verladestellung mit nach Rückwärts gedrehtem Rohr abgebildet):

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1970,11JD3J0.jpg][/url]

Verschmutzung links (auch Lehmklümpchen auf dem Fahrzeug), rechts ohne Patinierung:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1971,12MKGF3.jpg][/url]

Drei auf einen Streich: Alle ähnlich patiniert:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1972,21CFKBS.jpg][/url]

Ein Ausflug ins Grüne, um optisch die Wirklichkeitstreue zu testen:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1973,22343VC.jpg][/url]

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1974,23P68MX.jpg][/url]

Dreck satt:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1975,249239V.jpg][/url]

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1976,31JHY62.jpg][/url]

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1977,51LN6BK.jpg][/url]

Auch der Turm trägt Spritzer vom Durchfahren der Tümpel - nur das MG wird laufend sauber gehalten:

[url=http://www.bilderhosting.s1gf.de/bild.php/1978,61KUOYY.jpg][/url]

2

Mittwoch, 15. Juli 2009, 20:02

RE: Ladegut Panzer; hier Manöver-Patinierung

Moin Al,

sehr schöne Beschreibung eines schwierigen Themas.
Hier noch 2 weitere Objekte geeignet zur Alterung und Verladung.

http://www.modellversium.de/galerie/20-m…ton-revell.html

http://www.modellversium.de/galerie/20-m…8-afv-club.html

MfG Manfred