Teil 10 (Bremse)
Mit der Einführung der Westinghouse-Bremse um 1900 in Baden erhielten die Lokomotiven den für Baden typischem Bremsschlauch aus einzelnen, gelenkig miteinander verbundenen Rohrstücken. Diese meines Wissens nur in Baden verbreitete Bauart hielt sich mehr als 20 Jahre und kam auch zwischen Lok und Tender zum Einsatz.
Die VIb Reihe 1 von 1900 hatte zu den bis dahin typischen gewebeverstärkten Gummischläuchen zusätzlich die als „Automaten“ bezeichneten neuen beweglichen Bremsverbindungsleitungen. Die Anordnung war jeweils in Fahrtrichtung rechts und 150 mm aus der Mitte. Die letzte Serie dieser Bauart, die VIb Reihe 11 von 1923 war ebenfalls mit dieser Bauart ausgestattet. In der Zwischenzeit änderte sich die Ausführung kaum. Das untere freie Ende war anfangs mit einer Kette gesichert, später konnte der Bremsschlauch an einem Halter unterhalb der Pufferbohle eingehakt werden. Ab ca. 1914 waren auf beiden Stirnseiten der Lokomotiven jeweils zwei dieser Bremsschläuche die Regel. Sie rückten weiter nach außen und waren jeweils 400 mm aus der Mitte platziert. Während die ersten Bremsschläuche nur in der Fahrtrichtungsebene beweglich waren, wurde später auch zusätzlich eine Drehbewegung ermöglicht.
Die hier sich im Werden befindende VIb der Reihe 2 hatte einen dieser Bremsschläuche auf jeder Seite. Ich habe mich für eine mehrteilige, bewegliche (vielleicht sogar kuppelbare) Variante entschieden. Sie besteht aus dem zweifach gekröpften Zuleitungsrohr mit Absperrventil, dem Verbindungsrohr mit den beiden Gelenkköpfen und dem Anschlussstück mit Bajonettverschluss.
Für das Verbindungsrohr wurde ein Ms-Rohr mit Ø1,2 mm verwendet, in das die beiden Gelenkköpfe eingelötet wurden. Anschließend wurden die beiden Gelenkköpfe und die beiden Anschlussstücke gebohrt. Mit dieser Methode lassen sich unterschiedliche Längen des Verbindungsstücks realisieren, ohne dass die Gussteile modifiziert werden müssen. Als Drehachsen wurden Drahtstücke eingesetzt und außen vorsichtig verlötet, das Ganze soll ja beweglich bleiben. Der Ventilhebel ist ein separates Ätzteil, somit lassen sich sogar unterschiedliche Ventilstellungen realisieren. Eventuell muss später aus betriebstechnischen Gründen (Radien!) das Messingrohr durch einen Silikonschlauch ersetzt werden, was dann aber zu Lasten einer maßstäblichen Darstellung gehen wird.
Die Bremseisen wurden mehrteilig realisiert. Sie bestehen aus dem Drehzapfen, dem Hängeeisen und dem Bremsschuh. Letzterer wurde aus verschiedenen Materialien realisiert. Falls ein Kontakt mit den Radreifen nicht ausgeschlossen werden kann, kommen Schuhe aus Kunststoff zum Einsatz.
Weitere Teile der Bremsanlage sind im Zulauf, darunter Hilfsbremsbehälter, Bremszylinder, Verzögerungsventil, Funktionsventil und Abscheider. Bremsbock, Bremshebel und Bremswelle wurden bereits früher vorgestellt.
Wolfgang
Bilder:
1) CAD-Modell des Bremsschlauchs
2) Gussbaum (rechts Traversen und Heizhähne)
3) Bremsschlauch (links Einzelteile, rechts montiert)
4) Bremsschläuche gekuppelt
5) Bremseisen Einzelteile
6) Bremseisen montiert