Hallo Klaus,
die Angaben zum Märklin-Modell der BR 78 sind natürlich relativ zu verstehen.
Als die 5706 konstruiert wurde, war die Spur 1 zwar noch exklusiv, aber längst nicht so sehr wie heute. Märklin unternahm ja sogar mit der MAXI-Bahn noch den Versuch, die Spur 1 auf eine sehr viel breitere Basis zu stellen.
Im Ergebnis bedeutet das, dass die alten analogen Spur 1-Modelle natürlich längst nicht so preisstabil sind wie z.B. die derzeit erhältlichen, limitierten Handarbeits-Messingmodelle z.B. von KM1.
Ich habe leider keine Vergleichswerte mangels Original-Preislisten, aber ein kurzes Googeln brachte mir das Ergebnis, dass da jemand eine BR 55 von Märklin 1991 für 2.850 DM gekauft haben will und sie nun für 690 EUR anbot.
Das passiert Dir natürlich mit einem Schätzchen wie z.B. der derzeit angekündigten Beesmodellbahn-Lollo V 216 Vorserie nicht. Sie kostet dann aber auch so um die 3.000 EUR in der Anschaffung.
Hier noch ein paar persönliche Ansichten zum Thema, die ich äußern würde, wenn wir mit Bier am Stammtisch säßen und uns über so Themen unterhalten.
Was ist Dir als Sammler wichtig? Wertanlage, Preisstabilität? Oder gute Optik? Oder einfach nur Freude, bestimmte Modelle in der Vitrine zu haben?
Das sind ja ganz andere Kriterien als z.B. bei mir als Betriebsbahner. Ich hab mir z.B. eine olle V 100 mit Zahnradschaden gekauft, sie repariert, sechs Umbauwagen dazu (auch teils selbst repariert) und habe jetzt meinen Nebenbahn-Personenzug der 60er Jahre. Der fährt und ist gut so. Einen Umbauwagen mit einem fehlenden Fenster bekam ich z.B. für EUR 30 hinterhergeworfen... musste eben dran reparieren.
Für einen Sammler mit Vitrine wäre das sicherlich nichts, es sei denn er sammelte nostalgische Modelle. Neue handgearbeitete Umbauwagen mit Decoder und allem Pipapo kommen so auf die 800 EUR/Stück.
Aber dann sehe ich mich um und sehe oben auf meiner Anrichte meine Aster/Fulgurex-01 (Echtdampf), die ich mangels großen Radien nicht fahren lassen kann und die sehr schön in ihrer Vitrine steht. Die hab ich für 1.500 EUR geschossen, das war günstig. Die, glaube ich, habe ich einfach "gesammelt". Wie viele Modelle würde ich mir auf die Weise in Vitrinen stellen? Ich habe jetzt zwei Modelle in Vitrinen, die 01 und ein altes Märklin-Krokodil. Das harrt aber noch der Digitalisierung und kommt dann in Betrieb. Für mehr ist aber dann schon kein Platz mehr. Keine freie Wandfläche oder Abstellmöglichkeit vorhanden!
Zum Vergleich ein Extrem:
Ich kannte mal in meinem Museumsbahnverein einen mittlerweile verstorbenen Honoratioren, ehemaliger Vorstand einer großen Firma, bei dem ich einmal zu Hause war. Das war ein ziemlich großes Haus. Von der Diele über alle Flure bis in sein Arbeitszimmer waren überall(!!!) an den Wänden Vitrinen, im Schnitt vier oder fünf Regale hoch. Alles voller Spur 1. Loks, Wagen... mir schwindelte regelrecht. Und der hatte andernorts noch mehr eingelagert. Gefahren hat er auch, aber nur ein paar Modelle mit on the fly
aufgebautem Schienenkreis bei unserem jährlichen Lokschuppenfest...
DAS war ein Sammler... das müssen Hunderttausende an Wert gewesen sein. Wer das wohl alles geerbt hat und was daraus geworden ist?
Also ich kann schon nachvollziehen, wenn einer Tausende spart, um sich dann ein besonderes Modell zu leisten. Ich spare derzeit auf den neuen VT 95 von KM 1, das wird aber sicherlich das einzige "High-End" Modell sein, das ich mir leiste. Ich bin aber auch Schienenbusfan, und es gibt dann einen mit Bw Husum, alte Heimat, toll. Und der wird meine Radien meistern. Also wieder auf Betrieb hin den Kauf geplant.
Naja, also wenn einer 10.000 EUR anspart (oder hat, es sei jedem gegönnt) und sich dann das supertolle Modell in die Vitrine stellt, das ist absolut nachvollziehbar. Solche Werte allerdings in der Kiste liegen zu haben, nur weil man's mal kaufen konnte, finde ich nicht nachvollziehbar, außer man ist Scheich und braucht eine Wertanlage und hat schon zehn Picassos im Tresor, die nicht einsam bleiben sollen...
Ist einfach schade um die schönen Modelle, wenn sie nicht zumindest betrachtet werden können, finde ich.
Meine "Sammlung" hat betriebsmäßig ihre Grenzen. Hauptbahnloks kann ich kaum brauchen; lange Schnellzugwagen hab ich sechs und das reicht. Aber auch Nebenbahnfahrzeuge sind irgendwann ausgereizt: Sechs Lokalbahnwagen sind wirklich das Maximum für eine kleine Nebenstrecke. Naja und bei Güterwagen reizt mich die Vielfalt, also schaue ich immer wieder mal nach besonderen Wagen. Aber mein "Ganzzug" mit Erzwagen ist fünf Wagen lang, Schluss! Der kann analog zu weiland den Anschließern Kreiensen-Kalefeld auf der Nebenbahn unterwegs sein, aber das war es auch schon wieder. Nach zwei Jahren Spur 1 mit etlichen günstigen Käufen auf dem Gebrauchtmarkt fehlt mir eben tatsächlich höchstens noch ein kleiner Triebwagen. Also ich sammele auf bestimmte Ziele, was sicherlich bei den Preisklassen auch gesund ist. Die neue Lollo mir zu verkneifen fällt mir z.B. überhaupt nicht schwer (sorry Beesmodellbahn...).
Das sind jetzt einfach nur ein paar Beispiele und Ansichten von mir, aber man kann sich ja auch oft eine Meinung bilden, wenn man die Introspektionen der anderen kennt.
Ich wünsche Dir jedenfalls viel Freude bei Deinem Einstieg in die Spur 1. Wie gesagt, kann das sehr günstig sein, wenn man sich (wie Dirk auch gesagt hat) mit Umsicht und Kompromissbereitschaft Modelle aussucht. Oder man kann sehr viel Geld für sehr wenig Modell ausgeben. Tja.
Herzlichst,
Guido