... und der harten Realität im Modell.
Hallo allerseits,
da die Reibungskraft angeblich unabhängig von der Größe der Auflagefläche des Körpers ist, macht es bei einer Modelllokomotive keinen Unterschied ob eine Achse ihre maximale Reibungskraft auf das Gleis überträgt, oder alle 3, 4, oder 5 Achsen gleichzeitig.
Und da die maximake Achslast (im Gegensatz zum Original) bei der Modellbahn nicht begrenzt werden muss, kann theoretisch auch nur EINE Achse die ganze Reibungskraft der Lokomotive übertragen.
Denn im Gegensatz zum Original hat eine Modell-Dampflokomotive, um auch noch den Tausender durchfahren zu können, so dermaßen viel Spiel in der Steuerung, dass die vom Elektromotor angetrieben Antriebsachse und deren daneben liegenden Treibachsen bei einer gleichmäßigen Verteilung der Reibungsmassenauf alle Achsen (z.B. durch Ausgleichshebel) so lange durchdrehen müssen (Schlupf), bis sich auch die letzte Kuppelachse durch Überwindung des Stangenspiels am Vortrieb beteiligen kann.
Denn im Gegensatz zum Original, werden nicht alle Achsen durch die Steuerung angetrieben, (und damit die Vortriebskraft gleichmäsig auf alle Kurbelzapfen verteilt) sondern müssen ausgehend von der Angetriebenen Achse (unter Berücksichtigung des nicht unerheblichen, modellmäßig notwendigen Spieles in der Steuerung) nach jeder halben Umdrehung erneut an die benachbarten Achse weitergereicht werden.
Dieser unnötige Schlupf verringert die Vortriebskraft und erzeugt ein starkes Zucken der Lokomotive unter Vollast.
Bei Dreizylinder-Lokomotiven wird dieser Effekt noch durch die Tatsache verstärkt, dass die beiden Sinus-Verläufe der beiden Steuerungen sich nicht im 90°-Winkel abwechseln, sonder im Verhältnis 60 zu 120° arbeiten müssen.
Bei meiner 44er kam erschwerend noch dazu, dass ihr Lokgewicht (trotz angedeuteter Ausgleichshebel) durch Federwegbegrenzer auf der ersten und letzten Achse lag, aber die vorletzte Achse angetrieben ist.
Ergebnis war, ein starkes Längsrucken der Lok bei hoher Zugkraft
(wenn die Lok nur alleine im BW hin und her rangiert wird, macht sich dieses Problem natürlich nicht bemerkbar).
Daraufhin wurde die Federung der Lok derart umgebaut, dass ein Großteil der Reibungsmasse nun auf der vorletzten, vom e-Motor angetriebenen Achse liegt und der Rest auf der ersten Kuppelachse.
Im Ergebnis zieht die Lok jetzt viel höhere Lasten und diese mit wesentlich weniger bis gar keinem Längsrucken.
Deshalb vergesst bei Modelloks ganz schnell die Mär von den Ausgleichshebeln wieder, wenn Ihr maximale Zugkraft wünscht.
Ausgleichshebel könnt Ihr gerne einsetzten, wenn Ihr einen schönes, gleichmäßiges Fahrbild im BW wünscht, aber nicht wenn Ihr die Lok, wie bei uns durch Steigungen in der Strecke und durch lange, schwere Züge, regelmäßig an der Reibungsgrenze bewegen müsst.
Es sei denn, Ihr wollt alle Achsen wieder über Zahnräder miteinander verbinden...
Bei Gelenkwellen-Lokomotiven, wie der V320 macht es hingegen wieder Sinn, alle Achsen möglichst gleichmäßig zu belasten. Deshalb habe ich meine Lok (im Gegensatz zum Auslieferungszustand von märklin) entsprechend umgebaut.
Die hat jetzt eine gigantische Zugkraft.
Fazit:
Die Federung einer Modelllok ist immer in Abhängigkeit zu ihrer Antriebsart zu wählen.
Und da sich diese bei Stangenloks im Original signifikant zum Modell unterscheidet, und die höchstzulässigen Achslasten im Modell keine Relevanz haben, ist es kontraproduktiv eine
originalgetreue Federung auf ein Modell zu übertragen, um maximale Zugkraft erreichen zu wollen.
Der lebende Beweis ist meine umgebaute 44er. ;)
Die soll nämlich eines Tages vor ihrem planmäßig zu Beförderungen Durchgangsgüterzug noch zusätzlich einen dringen benötigten sechsteiligen Kranzug befördern. Und das schafft sie nur, weil sie rechtzeitig für schwerste Lasten ertüchtigt wurde.
Und bevor ich Zusatzgewicht in einen Tender packen würde, würde ich lieber einen Triebtender draus machen.
Allerdings nicht nur um die Zugkraft zu erhöhen, sondern vor Allem für eine realistischer Schleuder-Simulation. :)
In diesem Sinne: viel Spaß mit dem gemeinsamen Hobby, sowohl beim Rangieren im BW, als auch im harten Einsatz auf freier Strecke in "Modell-Mittelgebirgslandschaften" oder auf Steilstrecken. ;)
Mit besten Grüßen vom basti
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von »210 001-4« (19. Dezember 2022, 00:23)