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Sonntag, 28. November 2021, 14:18

Gleisbau ab Epoche 4 - ein erster Versuch

In den fünfziger und vor allem in den sechziger Jahren suchten die europäischen Bahnen verstärkt nach Möglichkeiten den Gleisbau technisch zu verbessern und auch die Kosten für Bau und Unterhalt zu senken.
Zwei Entwicklungen der Bundesbahn wurden hier schon vorgestellt. Der Oberbau mit Doppelspannnägeln wurde in denn Sechzigern Regelbauart für geringe Belastungen genauso wie der Oberbau mit Spannbügeln (in dem Beitrag allerdings leider falsch datiert und erklärt). Beide Bauarten waren für Radien unter 500 m nicht geeignet, da sie die Kräfte beim Anlaufen der Spurkränze (Kippneigung der Schienen) nicht aufnehmen konnten.
Besonders vielversprechend waren die Versuche mit der HM-Schienenbefestigung für Betonschwellen ab 1966. Mit kleinen Änderungen und der neuen Schwelle B70 wurde diese Oberbauform der ganz große Wurf, ab 1970 dann als Oberbau W bezeichnet. Das System ist seit fünf Jahrzehnten bei der DB und inzwischen auch bei vielen Bahnen auf der ganzen Welt im Einsatz.

Der Nachbau dieses beim Vorbild durch wenige Teile und Einfachheit glänzenden Systems gestaltet sich in 1:32 aufwendiger als zum Beispiel der vielteilige Oberbau K.
Der Preis für die Spannklemmen liegt bei Fertigung von 10.000 Stück durch eine gewerbliche Drahtbiegeanstalt bei etwa 15 Cent je Skl. Da ich für mein Übungsgleis nur etwa hundert Klemmen brauchte, entwickelte ich eine eigenes Biegeverfahren. Das Ergebnis kommt dem Vorbild einigermaßen nahe – für den Versuchsaufbau muss es reichen.
Die Winkelführungsplatten und die Schwellenschrauben (mit Gewinde M1,2) entstanden in Neusilberfeinguss. Die gegossenen Gewinde haben eine so gute Qualität, dass ich sie wirklich verschrauben kann. Ich wollte nämlich herausbekommen ob die Schwellenschrauben besser verklebt oder verschraubt werden sollten.
Die Winkelführungsplatten stecken mit Zapfen in den Schwellen aus Hartgips. Diese Zapfen entsprechen den Dübeln in der Vorbildschwelle. Für die Verklebung der Schwellenschrauben werden die Zapfen nur durchbohrt, für die Verschraubung müssen die Bohrungen dann noch das Gewinde M1,2 erhalten.
Es war dann nicht so besonders überraschend, dass die Schraubversion den besseren Eindruck machte: Nur auf diese Art lässt sich wirklich Druck auf den Schienenfuß ausüben. Leider hat der Modellbaugott für diesen Fall ewiges Gewindeschneiden vor den Erfolg gesetzt. Wenn sich eine Möglichkeit fände, diese Fisselgewinde maschinell zu fertigen, hätte ich diverse Stunden für die nächste interessante Oberbauform zur Verfügung.



Für die Handvoll Leute, die mehr zum Thema und zu federnden Elementen im Oberbau wissen wollen, habe ich ein paar Fakten zusammengetragen und außerdem die Herstellung der Spannklemmen dokumentiert.

Gruß
Jürgen

2

Sonntag, 28. November 2021, 16:55

Hallo Jürgen

Einfach perfekt !

Oder hast Du uns doch Vorbildaufnahmen untergejubelt ?

Viele Grüße und einen schönen 1. Advent
Andreas

Beiträge: 328

Wohnort: westmittelfranken

Beruf: Allgemeinarzt

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3

Sonntag, 28. November 2021, 20:56

Hallo,

das ist ja raffiniert !

Viel Handarbeit ist es ja bei langen Strecken, aber für den Weicheneigenbau sofern dort diese Befestigung verwendet wird ganz bestimmt ein Hingucker!

Vielen Dank für die Erklärung.

MfG

Jörg Pabst

4

Sonntag, 28. November 2021, 21:13

Hey Jürgen, das sieht ja super aus! Da werd ich mal still mitlesen und schauen, was da Schönes auf uns zukommt.

Gruss
Herbert

5

Montag, 29. November 2021, 09:08

Moin zusammen,

freut mich, dass es Euch gefällt.

@Andreas
nur zur Sicherheit:

@Herbert
Es ist ja erstmal ein Versuchsaufbau. Die Lust auf mehr ist da, aber wann ich das realisiere steht noch in den Sternen.

@Jörg
Ja, gibt es. Allerdings noch nicht besonders lange. Die Weiche Bj. 2017 nach Industrienorm gehört Evonik (ehemaliger Übergabebahnhof Auguste Victoria).

Die Weichengeneration davor hatte den Mix aus Rippenplatten des Oberbau K mit Spannklemmen, KS genannt. Der Nachbau wäre wohl noch schwieriger. Die Weiche auf dem Foto ist von ~1997.

In meiner Epoche 4 lagen Weichen aber noch auf Holz. Stand der Technik waren solche Fz-Weichen mit KS-Oberbau (hier Bj. ~1983)


Gruß
Jürgen

Beiträge: 723

Beruf: Konstrukteur, Dozent an der HWK München - Oberbayern

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6

Montag, 29. November 2021, 19:26

Hallo Jürgen,

ganz große Klasse!
Besonders beeindruckend ist die Draufsicht.
Nur an den Klammern fällt noch ein Unterschied zum Vorbild auf.

Viele Grüße
Michael

7

Dienstag, 30. November 2021, 09:07

Hallo Michael,

zuerst sah es so aus als ob die Wölbung der Klemme reichen würde. Insgesamt ist es aber noch ein bißchen zu flach. Idealerweise sollten beim nächsten Versuch nur die äußeren Schenkel eine stärkere Wölbung erhalten.

Gruß
Jürgen

Beiträge: 723

Beruf: Konstrukteur, Dozent an der HWK München - Oberbayern

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8

Dienstag, 30. November 2021, 09:32

Hallo Jürgen,

versuche mal, den Teil der Klammer, der die Schwellenschraube umschliesst, enger zu biegen.
In der Draufsicht habe ich den Eindruck, dass die Klammer durch das Festschrauben sehr weit aufgeweitet wird.
Kann natürlich auch daran liegen, dass das Rohmaterial nicht federhart ist. ( Letztendlich Abhilfe dürfte nur federhartes Material bieten )
Die restlichen Biegungen würde ich erstmal so lassen.

Es wäre zu wünschen, dass der Oberbau wirklich in Serie geht.

Gerade für Leute wie Becasse wäre das Gleis wirklich toll und für ein paar Meter langes Modul ist die Schrauberei durchaus leistbar.

Nachdem ich beruflich in 1:1 sehr viel mit diesem Oberbau zu tun habe,
ist das Einzige, was mir bei Deinem Testgleis auffiel eben die Abweichnungen in der Form der Klammer.
Und die Schwellen sind ja ohnehin der Oberhammer.

Die 15 Cent für eine Klammer halte ich für sehr günstig. Ich war vor Jahre mit dem Sbü4 schon bei 43 Cent.
Zugegeben ... das Gleis kostet einiges und macht auch Arbeit,
die Optik ist aber unvergleichlich.

Viele Grüße
Michael

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Wohnort: Utrechtse Heuvelrug, Niederlande

Beruf: Patinierservice- http://becasse-weathering.blogspot.nl/

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9

Dienstag, 30. November 2021, 15:42

Wirklich ganz großes Kino!
Am Moment schraube ich einige Meter Gleis zusammen und das macht, obwohl ich vielleicht kein Nietenzahler bin, noch Oberbau-Experte, UNGLAUBLICH VIEL SPASS. Hätte ich nie gedacht, fast Meditation...ein Hobby in ein Hobby, kann ich mich vorstellen. Desto größer das Vergnügen wenn Jürgens Köf die erste Centimeter fährt über dieses superschönes Joch.

Weiter so!

Michiel
Premium-Patinierungen auf http://becasse-weathering.blogspot.com/

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