Moin,
nein, das Büdchen, wie die Leute im Pott ihre Kioske nennen, ist hier nicht gemeint, sondern ein wichtiger Teil der Fernmeldeeinrichtungen bei der Bahn, als es noch keinen Zugfunk gab, die Fernsprechbuden, von denen ich eine aufstellen wollte.
Zwar hätte ich auch einen Fernsprechkasten, die ab November 1952 als Ersatz für die Fernsprechbuden zugelassen waren, nehmen können, jedoch wurden auch nach 1952 weiterhin Fernsprechbuden neu aufgestellt oder alte ersetzt, und mir gefielen diese Büdchen besser als die Kästen.
Als Baumaterial kam neben Polystyrol Aluminiumwellblech von Schulcz mit einer Wellenweite von zwei Millimetern und einer Wellentiefe von 0,2 Millimetern zum Einsatz. Die Grundplatte von 1 x 1 Meter im Original wurde aus einem Millimeter dicken Polystyrol erstellt, ebenso wie die Seitenwände. Die vordere Wand wurde über die gesamte Breite erstellt, die anderen Wände waren jeweils zwei Millimeter schmaler. Als Eckpfeiler an der hinteren Wand wurden Profile 1 x 1 Millimeter verwendet. Dazwischen auf die leicht zurückgesetzten Polystyrolwände wurde das zurechtgeschnittene Wellblech geklebt (Bild 1).
An der gleiszugewandten Seite wurde eine Fensteröffnung mit den vorbildgerechten Abmessungen vorgesehen und um diese Öffnung herum ein Fensterrahmen mit Mittelstrebe aus 0,3 mm Polystyrol erstellt.
An der Türseite wurde das Wellblech mit den Türabmessungen direkt auf die Polystyrolplatte geklebt und dann darum herum das Türblech aus 0,5 mm Polystyrol. Die Scharniere wurden aus 1 mm Rundprofil erstellt (Bild 2).
Bevor das Fensterglas mittels Klarlack in den Rahmen eingeklebt werden konnte, musste erst die Lackierung mit grauem Sprühlack vorgenommen werden (Bild 3).
Eine Inneneinrichtung war für die Bude nicht vorgesehen, dennoch wurde für das Dach eine Konstruktion aus Polystyrol und PVC-Stücken erstellt, die es erlaubte, das Dach einfach oben auf die Bude zu stecken beziehungsweise wieder abzunehmen.
Auf zwei der Dachrundung entsprechenden Polystyrolstücken vorne und hinten wurde das Wellblechdach aufgeklebt. Über verschiedene runde Objekte konnte das Wellblech vorsichtig auch in Längsrichtung gebogen werden (Bild 4).
Der Sockel für die Fernsprechbude entstand nach Vorbildmaßen ebenfalls zunächst nur aus Polystyrol (Bilder 5 und 6).
Mehr Fundament war erforderlich und wurde durch ein unter die Sockelplatte geklebtes Stück Hartschaumplatte hergestellt (Bild 7), da am vorgesehenen Aufstellort der Bude der Erdboden bereits fertig gestaltet war, wie auf Bild 8 zu sehen ist.
Das Bezeichnungsschild nach den Original Maßen fertigte ich per Computer und Drucker an.
Fernsprechbuden waren Fernmeldeeinrichtungen, die für unterschiedliche Zwecke benötigt und mit unterschiedlichen Möglichkeiten genutzt wurden und auch unterschiedlich gekennzeichnet waren. Die normalen Streckenfernsprecher dienten den Zugmeldungen und waren mit einem F gekennzeichnet. Alle Streckenfernsprecher zwischen zwei Zugmeldestellen konnten anhand der Rufzeichentafel in der Bude angerufen werden beziehungsweise mithören.
Bei Signalfernsprechern zum Beispiel an einem Einfahrsignal wurde eine separate Leitung direkt und nur zur zuständigen Fahrdienstleitung gelegt. Damit war sichergestellt, dass ein dem Lok- oder Zugführer fernmündlich diktierter, schriftlicher Befehl nur den richtigen Empfänger erreichte. Zugmeldungen konnten von einem Signalfernsprecher nicht mitgehört werden, deshalb wurden Signalfernsprecher mit dem Schild „Signal-Fernsprecher“ gekennzeichnet.
Ab Anfang der sechziger Jahre verzichtete die Bundesbahn auf diese Kennzeichnung. Vorhandene Kennzeichnungen konnten beibehalten werden, bei Neuaufstellung oder größeren Umbauten von Fernsprechbuden war das F-Schild anzubringen.
Die Fernsprecher erhielten innen einen oder auch zwei Wecker, in „geräuschvoller“ Umgebung wurde ein größerer Außenwecker angebracht. Da nach meinem Dafürhalten am Einfahrsignal von Wilhelmshaven keine besonders geräuschvolle Umgebung vorhanden war, bekam die Bude auch keinen Außenwecker.
Erstaunlich fand ich das Gewicht des kleinen Modells, vermutlich wegen des Wellblech brachte die Fernsprechbude satte 17 g auf die Küchenwaage.
Nachdem auch das Umfeld um den Sockel gestaltet war, wurde die Fernsprechbude mit Fotokleber aufgeklebt, so dass sie jederzeit problemlos wieder von der Anlage entfernt werden kann (Bild 9).
Gruß
Der Michel