Zitat aus dem "Handelsblatt", ohne weitere Bemerkungen:
Der Modellbahnhersteller Märklin kann seine Mitarbeiter nicht mehr bezahlen. Wie ein Sprecher des Märklineigentümers Kingsbridge dem Handelsblatt bestätigte, bestehe derzeit nicht die Möglichkeit, die Januargehälter zu überweisen. Man bemühe sich in Verhandlungen mit den Hausbanken von Märklin, diesen Zustand zu ändern. Wie viel Zeit dies brauche, sei unklar.
GÖPPINGEN/DÜSSELDORF. Unter den Mitarbeitern des schwäbischen Traditionsunternehmens herrscht seit Tagen Unruhe. Obwohl Märklin seit Jahren in der Krise steckt und bereits 2006 kurz vor der Insolvenz stand, kann sich niemand daran erinnern, dass es je zu Verzögerungen beim Gehalt gekommen wäre. Als sich einzelne Mitarbeiter Donnerstag und Freitag nach ihrem Geld erkundigten, erhielten sie nur ausflüchtige Antworten. Weil zum Monatsanfang bei vielen die Miete abgebucht wird und sie ohne Gehaltszugang ins Minus rutschen, kämpften einige von ihnen am Montag bereits mit Existenzängsten. Als Erklärung für die ausbleibenden Gehälter wurde ihnen nur "organisatorische Gründe" genannt.
An diesen Gründen allerdings kann das ganze Unternehmen scheitern. Sowohl die Landesbank Baden-Württemberg als auch die Kreissparkasse Göppingen haben die am Freitag ausgelaufene und zuvor bereits verlängerte Kreditlinie über 50 Millionen Euro für Märklin nicht erneuert. Gründe sind nach Informationen aus Unternehmenskreisen Zweifel daran, ob Märklin noch sanierungsfähig ist.
Mit dieser Frage beschäftigt sich gerade die Unternehmensberatung KPMG, die derzeit an einem Sanierungsgutachten für Märklin arbeitet. Dieses soll innerhalb von zwei Wochen vorliegen. Obwohl Märklin bereits mehrfach die erfolgreiche Sanierung verkündet hat und steigende Umsätze vermeldete, steht das Unternehmen weiterhin auf tönernen Füßen. Allein 2006 und 2007 schrieb Märklin einen Jahresverlust von 13,6 und 16,6 Millionen Euro - bei einem Umsatz von 124 und 125 Mio. Euro. Mio. Für 2008 liegt nur der Umsatz von 128 Millionen vor, aber kein Ergebnis. Im Unternehmen wird mit einem ähnlichen Desaster wie im Vorjahr gerechnet.
Dass nun nicht einmal mehr die Monatsgehälter überwiesen werden können, trifft Märklin zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. 2009 feiert das Unternehmen sein 150jähriges Jubiläum, am Mittwoch beginnt in Nürnberg die größte Spielwarenmesse der Welt, die ihrerseits seit 60 Jahren besteht und aus diesem Anlass "die größte Party in der Geschichte der Spielwarenbranche feiern" will, wie die Veranstalter angekündigt haben. Märklin-Mitarbeitern graut aber schon seit Tagen vor einer Messe, auf der sie vermutlich unablässig gefragt werden, ob ihre Firma das große Jubiläumsjahr eigentlich überlebt.
Schon jetzt haben die Schuldzuweisungen begonnen. Ein Kingsbridge-Sprecher sagte gegenüber dem Handelsblatt, der Finanzinvestor kämpfe für Märklin und stehe in intensiven Verhandlungen mit den Banken. Kingsbridge hoffe, die LBBW und die Kreissparkasse Göppingen würden die gemachten Zusagen auch einhalten. Die Banken wollten auf Anfrage keine Stellung nehmen.
Unter den Mitarbeitern gilt der ständige Geschäftsführerwechsel als ein Grund, warum Märklin nicht vorankommt. Innerhalb der letzten Monate haben allein drei ihren Rückzug erklärt. Außerdem schüttelt man in Göppingen den Kopf darüber, dass Märklin trotz der desolaten Finanzlage eine Unternehmensberatung nach der anderen ins Haus geholt hat, ohne dass sich die Lage wesentlich änderte.
Allein die US-Beratung Alix Partners trug 2006 und 2007 Millionen aus dem Unternehmen und schlug Märklin sogar für den Preis des besten Turn-Around des Jahres vor. Die Worte des Alix-Managers Ulrich Wlecke vom 4. Dezember 2007 klingen für die Märklin-Mitarbeiter, die jetzt auf ihr Geld warten, wie Hohn: "Wir sind stolz, dass Märklin als Musterfall einer gelungenen Restrukturierung prämiert wurde."